Montag, 12. Januar 2015
Die Vorsorge gegen Burnout
Als Vorsorge gegen Burnout werden beispielsweiße einwöchige Präventivprogramme angeboten, die den Betroffenen helfen sollen zu lernen wie man mit Stress und Belastung umgehen kann. Es wird auch Hilfe in Form von ärztlichen Überprüfungen, Training, Gesprächen, Körpertherapien und Sporttherapien angeboten.^12 Zu diesem Zweck gibt es spezielle Kliniken, die auf Burnout-Patienten ausgerichtet sind. Auf verschiedenen Internetseiten findet man außerdem Tipps, die man befolgen soll um einen Burnout zu vermeiden. Meist sind dies die gleichen Regeln wie die zur Behandlung von Burnout. Man sollte die Probleme nicht verleugnen, seine Lebensumstände ändern, kein Überengagement zeigen, Isolation vermeiden, nicht überfürsorglich sein, kürzer treten, die Werte verändern, lernen „Nein“ zu sagen, sein eigenes Tempo finden, auf seinen Körper achten, seinen Humor behalten und lernen mit Sorgen und Ängsten umzugehen.^13 Auf diese Weise kann man etwas gegen die „Krankheit“ unternehmen. Jedoch ist noch nicht ersichtlich geworden wie eine Vorsorge aussieht. Gibt es also die Möglichkeit Burnout zu vermeiden bevor man überhaupt betroffen ist?
Es heißt, dass auch Menschen, die Stress normalerweise gut bewältigen, „krank“ werden können. Zur Vermeidung sollten Entspannungstechniken, wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung, angewandt werden. Sich selbst richtig einschätzen zu können und zu beobachten wie viel Stress man ausgesetzt ist und wie viel erträglich ist, soll sehr wichtig sein. Dazu sollte man sich darüber klar werden wie zufrieden man mit seinem Leben ist. Ein Sozialleben und Freizeit sind unter anderem ein guter Ausgleich für den Arbeitsalltag. Freunde und Familienmitglieder können einem ebenso weiterhelfen, sollte man selbst unsicher sein ob einem nicht alles zu viel wird. Diese Personen kennen einen meist sehr gut und können dennoch die Verfassung und das Verhalten von außen beobachten und beurteilen. Weitere Arten sich selbst besser wahrzunehmen sind Tagbucheinträge zum Thema Stress. Als Vorsorge, um erst gar nicht von Burnout betroffen zu sein, müsste man, in Bezug auf Körper und Geist, auf eine gesunde Lebensweise achten. Es ist vorteilhaft zu wissen was man vom Leben erwartet und welche Ziele man hat.^14 Davon abgesehen ist es ebenfalls ratsam sich die Tipps zur Bekämpfung von Burnout anzuschauen. In diesen lässt sich erkennen, wann Leistungsdruck und Stress zu viel werden.
Es wird deutlich, dass durch ein gewisses Maß an Selbstsorge Burnout durchaus vermieden werden kann. Daher ist wohl auch nicht jeder betroffen, der viel Stress ausgesetzt ist. Es geht natürlich jeder Mensch unterschiedlich mit Stress und Druck um und nicht jeder setzt sich gleich hohe Ziele. Die Vermeidung von Burnout klingt recht simpel, dennoch zeigen zahlreiche Beispiele, dass es nicht immer so einfach ist eine „Erkrankung“ zu vermeiden.


12. Vgl. O.A.: „Burnout-Vorsorge - Bewusst mit Stress umgehen“, Online im WWW unter URL: https://www.big-direkt.de/leistungen/vorsorge/burnout_vorsorge.html [12.01.2015].
13. Vgl. O.A.: „12 goldene Regeln zur Burnout-Behandlung“, Online im WWW unter URL: http://www.gesundheit.de/fitness/arbeit-beruf/burnout/12-goldene-regeln-zur-burn-out-verhuetung-und-behandlung [12.01.2015].
14. Vgl. O.A.: „Burnout – Prävention“, Online im WWW unter URL: http://www.netdoktor.de/krankheiten/burnout/praevention/ [12.01.2015].



Sonntag, 4. Januar 2015
Der Wert der richtigen Diagnose
„Beim Burnout fühlt man sich leer, ausgebrannt, hat keinen Antrieb und erschöpft. Auch Gefühlsschwankungen, Traurigkeit, Angst, Gereiztheit und sogar Aggressionen können Anzeichen für einen Burnout sein. All diese Symptome können auch auf eine Depression hindeuten. Auch die Entstehung kann sich ähneln.“^11
Wie sich erkennen lässt ähneln sich die Anzeichen von Burnout und Depression stark. Wichtig ist jedoch die richtige Diagnose, da eine falsche Behandlung die Erkrankung noch weiter verschlimmern kann. Die Therapie bei einer Burnout-Erkrankung besteht unter anderem darin sich auszuruhen, weniger zu machen und im Job kürzer zu treten. Würde man eine Depression als Burnout diagnostizieren und entsprechend therapieren, würde sich die Depression verschlimmern, weil hierbei die Burnout-Therapie genau das Falsche für den Patienten wäre. Dies liegt an den Selbstzweifeln der Menschen, die an Depressionen erkranken. Durch das Ausruhen und Kürzertreten kämen sie sich nutzlos vor. Hinzukommend sollte eine Depression unbedingt mit ärztlicher Hilfe therapiert werden. Für gewöhnlich sind auch Antidepressiva nötig um den Betroffenen zu helfen. Burnout können Betroffene theoretisch auch selbst in den Griff bekommen. Allerdings kann aus einem nicht therapierten Burnout sogar eine Depression entstehen. Außerdem ist die Depression, im Gegensatz zum Burnout, als Krankheit anerkannt und existiert schon wesentlich länger.
Dass eine richtige Diagnose einen sehr hohen Wert hat dürfte einleuchten. Durch die mediale Verbreitung von Burnout und Berichten aus meinem eigenen Bekanntenkreis, habe ich persönlich jedoch den Eindruck bekommen, dass ein Burnout schneller vor Freunden und Kollegen zugegeben wird als eine Depression. Das Thema Depression scheint eher ein Tabuthema zu sein, was womöglich an der Notwendigkeit von der Medikamenteneinnahme liegt oder vielleicht an der Unmöglichkeit sich selbst zu heilen. Vielleicht ist es die Verbreitung von Burnout in den Medien, die dazu geführt hat, dass man sich selbst und Bekannten gegenüber die „Krankheit“ eher eingesteht, obwohl es viele genau wegen der medialen Verbreitung nur als Modekrankheit ansehen.


11. Christian Riedel: „Ausgebrannt oder Depressiv – Unterschiede zwischen Burnout und Depression“, Online im WWW unter URL: http://www.businessandmore.de/technologie-und-wissen/item/285-ausgebrannt-oder-depressiv-%E2%80%93-unterschiede-zwischen-burnout-und-depression.html [03.01.2015].



Sonntag, 14. Dezember 2014
Mehr als nur Stress auf der Arbeit …
hatte ein männlicher Patient, dessen Situation sein Psychiater beschrieb.
„Herr Bauer war ein stattlicher Mann. Er war flott gekleidet, hatte eine feste Stimme und ein sicheres Auftreten. Der traurige Gesichtsausdruck, mit dem er mein Sprechzimmer betrat, passte gar nicht dazu. “Mir geht es schlecht, so schlecht wie nie in meinem Leben. Dabei habe ich alles, was ich will, einen guten Job, eine Frau und zwei Kinder. Ich bin glücklich verheiratet.” Er sank in sich zusammen, blickte mich mit gramvollem Gesicht an und erzählte weiter von seinen Beschwerden. […] Ich verstand nun etwas besser, warum Herr Bauer depressiv geworden war. Bei seiner Firmenleitung fühlte er sich nicht anerkannt. Er brauchte auch jemanden, der ihm den Rücken stärkte. Das war seine Frau gewesen. Jetzt, da er fürchtete, dass sie ihr Herz einem anderen geschenkt hatte, zweifelte er am Sinn seines Tuns. Hinzu kam, dass auch die Kinder zwar noch viel Zeit beanspruchten, aber sie waren in dem Alter, in dem sie Distanz zu den Eltern suchen. Beim ersten Treffen hatte mir Herr Bauer erzählt, dass sein Hausarzt von einem Burnout gesprochen hatte. In einer der folgenden Sitzungen kam er darauf zurück. “Ich habe alles und mehr über Burnout gelesen. Da streiten sich die Gelehrten, ob das überhaupt eine Krankheit ist oder nicht. Das ist mir doch egal. Ich will, dass es mir wieder besser geht.”“^10
Der Fall, der hier von einem Psychiater beschrieben wird, bezieht sich auf einen Mann mittleren Alters, der in dem Bericht Herr Bauer genannt wird. Dieses Beispiel dient zum nahelegen des Umstands, dass nicht nur ein stressiger Job zu einem Burnout führen kann. Bei dem Mann in diesem Beispiel war es eine Mischung aus einer Arbeitsstelle, bei der er sich nicht ernstgenommen fühlte, einer möglicherweise scheiternden Ehe und dem Gefühl, dass sich das gute Verhältnis zu seinen Kindern ändern könnte. Durch all diese Aspekte begann der Patient an sich und seinem Leben zu zweifeln. Es muss also nicht immer das Gefühl sein alles perfekt meistern zu müssen, was einen krank macht. Herr Bauer schien kein Perfektionist zu sein, sondern eher jemand, dessen Alltag ihn nicht mehr zufrieden sondern unglücklich machte. Besonders interessant war an diesem Fall, dass es Herr Bauer selbst ganz egal war ob Burnout nun eine Krankheit ist oder nicht. Er selbst sagte, er wolle sich einfach besser fühlen. Für Krankenkassen und Ärzte wird es wohl immer eine Rolle spielen was genau Burnout nun eigentlich ist. Aber dieser Patient zeigt, dass es letztendlich vor allem darum gehen sollte, den Betroffenen zu helfen ihr Leben wieder alleine meistern zu können. Dazu erscheint die Unterscheidung zwischen einer Krankheit oder ob es überhaupt keine ist ziemlich unwichtig für die Leidenden und deren Angehörige.


10. Christian Angele: „Erfahrungsbericht eines Burnout Therapeuten“, Online im WWW unter URL: http://www.hilfe-bei-burnout.de/austausch/erfahrungsberichte/ [14.12.2014].



Schilderung einer „Erkrankten“
„Burnout nannte mein Hausarzt das, weil es ein schöner Begriff war für etwas, dass die heutige Welt nicht gut zuordnen kann. Da stand ich nun an einer Kreuzung und merkte wie mein Körper nicht mehr aufhörte zu schreien. Mir tat vieles weh, mein Tinnitus nervte mich schon jahrelang und auch der Bewegungsapparat lief überhaupt nicht mehr rund. Welchen Weg soll ich nun einschlagen? Ich entschied mich für den Weg mit dem Namen: „ICH“. […] Mein Kopf war leer. Ich funktionierte nur noch. Ich fühlte mich wie eine leere Hülle die in einem funktionierenden System assimiliert war. […] Ganz bestimmt hat mir am meisten geholfen, dass ich mich sehr gut betreut und verstanden gefühlt habe. Ich wurde ernst genommen und nicht als Person mit zu hohen Ansprüchen und verrückten Ideen abgestempelt.“^9
An dem Beispiel dieser 39 Jahre alten Patientin lässt sich feststellen, wie es Burnout-Patienten ergehen muss. Sie beschreibt eine innere Leere und das Gefühl körperlich und geistig nichts mehr machen zu können und dennoch funktionieren zu müssen. So wie ihr geht es den meisten Patienten, die ihre Probleme beschreiben. Hinzukommend hatte die Patientin ein Tinnitus-Leiden und körperliche Schmerzen. Das Burnout-Syndrom hatte also auch körperlich spürbare Folgen für sie. Jedoch meint die Patientin, der Hausarzt habe den Begriff des Burnouts für ihr Leiden gewählt, weil sie etwas hätte, was in unserer Welt nicht zuzuordnen ist. Es erweckt den Anschein, die Betroffene selbst würde entweder Burnout nicht als Krankheit sehen oder aber kritisieren, dass es nicht als eine solche anerkannt wird. Zum Ende des Berichts erklärt sie, die größte Hilfe wäre das Gefühl gewesen, dass Menschen sie ernst nehmen und verstehen. Sie wurde in der Therapie nicht einfach abgetan als jemand, der zu viel von sich erwartet. Dies wiederum verdeutlicht, dass Burnout in der Gesellschaft häufig nicht als eine „echte“ Krankheit anerkannt wird. Womöglich nimmt man es im Alltag noch weniger als eine Krankheit war, weil es einfacher ist sich mit einer Person zu identifizieren, die zum Beispiel aus dem Kollegenkreis stammt. Betrachtet man hingegen die Krankheitsgeschichte Sven Hannawalds, haben die meisten Personen einen größeren Abstand zu diesem. Vielleicht geht man bei der Beurteilung eines von Burnout betroffenen Prominenten mit einer größeren Distanz an den Fall und tendiert eher dazu zu sagen, man wisse doch nicht wie sich der- oder diejenige fühle.
Sagt man etwa bei Freunden und Kollegen, denen es psychisch schlecht geht schneller: „Stell dich nicht so an, mir geht es doch ebenso…“?


9. O.A.: „Erfahrungsbericht einer 39-jährigen Patientin“, Online im WWW unter URL: http://www.dr-mueck.de/HM_Erfahrungsberichte/Angst-Depression-Burnout-Erfahrungsbericht.htm [14.12.2014].