Mit anderen Worten
Anders als die meisten Burnout-Patienten hat die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel ihren Zustand beschrieben. Am Ende ihres Buchs „Brief an mein Leben“, in dem sie ihren Umgang mit dem Burnout-Syndrom beschreibt, heißt es:
„Ich bin Dir in mir selbst entkommen, indem ich mich so weit in mich zurückgezogen habe, dass Du denken musstest, ich sei tatsächlich die Hülle, die Du noch erkennen konntest. […] Manchmal denke ich, ich war zwischenzeitlich sehr weit weg von Dir. […] "Liebes Leben", habe ich Dir geschrieben, "komm zurück zu mir und lass mich zu. Ich werde Dich auch zulassen, denn ich vermisse Dich so. Und nimm dir die Zeit, die Du brauchst. Es gibt genug davon. Ich will sie mir auch nehmen, will es zumindest zum ersten Mal ernsthaft versuchen. Du fehlst mir so in all dem, was ich bislang getan habe."“^18
Die letzten Seiten des Buchs enthalten tatsächlich einen Brief, den Meckel an ihr Leben verfasst hat. Interessant ist hierbei, wie sie mit der „Erkrankung“ umgeht und sie personifiziert. Sie beschreibt, dass sie sich vor ihrem Leben zurückgezogen hat und vor ihm geflohen ist. Sie schreibt von einem Abstand, den sie zu ihm hatte. In ihrem Brief bittet Meckel ihr Leben zurück zu ihr zu kommen und verspricht sich zu ändern, wenn sie es kann. Ebenso erwähnt Meckel die Zeit, die sie sich nehmen möchte, um ihr Leben wieder zu bekommen. Der Brief liest sich wie ein Liebesbrief, obwohl er nicht an eine Person gerichtet ist. Es klingt als wolle der Autor des Briefs seinen Partner darum bitten die Beziehung nicht aufzugeben und zurück zu kehren.
Diese Art sich mit Burnout auseinander zu setzten erschien mir eher ungewöhnlich. Allerdings ist es dadurch auch etwas Besonderes und legte es mir, als nicht Betroffene, näher. Es erschien verständlicher wie sich die Betroffene gefühlt hat und war leichter nachvollziehbar als die Information, dass Burnout ein Erschöpfungszustand ist, bei dem man sich ausgebrannt fühlt. Burnout so zu verarbeiten kann auch hilfreich für Angehörige sein. Ich kann mir vorstellen, sie bekommen so ebenfalls einen guten Einblick in die leidende Person. Ein Brief ist nochmals eine ganz andere Ausdrucksform als das gesprochene Wort und es ist womöglich auch für eine Kommunikationswissenschaftlerin leichter etwas im geschriebenen als im gesprochenen Wort auszudrücken, wenn es um ein so persönliches Thema geht.
Die Art, wie Meckel ihren Zustand auf den Seiten vor ihrem Brief beschreibt, deckt sich durchaus mit den Informationen, die online zum Thema Burnout zu finden sind. Die Beschwerden und Anzeichen sind immer sehr ähnlich. Und doch heißt es immer es wäre keine Krankheit und stattdessen nennt man es Syndrom. Was bereits erklärt wieso es nicht als Krankheit gesehen wird. Es gibt verschiedene Symptome und Krankheitszeichen, die auf Burnout hindeuten und somit ist es mehr ein Zusammenschluss aus mehreren Erkrankungen. Trotzdem ist es, wie immer wieder deutlich wird, wichtig Burnout nicht zu unterschätzen.


18. Miriam Meckel: „Brief an mein Leben – Erfahrungen mit einem Burnout“, Rowolth Verlag GmbH, Hamburg, 2010.