Mehr als nur Stress auf der Arbeit …
hatte ein männlicher Patient, dessen Situation sein Psychiater beschrieb.
„Herr Bauer war ein stattlicher Mann. Er war flott gekleidet, hatte eine feste Stimme und ein sicheres Auftreten. Der traurige Gesichtsausdruck, mit dem er mein Sprechzimmer betrat, passte gar nicht dazu. “Mir geht es schlecht, so schlecht wie nie in meinem Leben. Dabei habe ich alles, was ich will, einen guten Job, eine Frau und zwei Kinder. Ich bin glücklich verheiratet.” Er sank in sich zusammen, blickte mich mit gramvollem Gesicht an und erzählte weiter von seinen Beschwerden. […] Ich verstand nun etwas besser, warum Herr Bauer depressiv geworden war. Bei seiner Firmenleitung fühlte er sich nicht anerkannt. Er brauchte auch jemanden, der ihm den Rücken stärkte. Das war seine Frau gewesen. Jetzt, da er fürchtete, dass sie ihr Herz einem anderen geschenkt hatte, zweifelte er am Sinn seines Tuns. Hinzu kam, dass auch die Kinder zwar noch viel Zeit beanspruchten, aber sie waren in dem Alter, in dem sie Distanz zu den Eltern suchen. Beim ersten Treffen hatte mir Herr Bauer erzählt, dass sein Hausarzt von einem Burnout gesprochen hatte. In einer der folgenden Sitzungen kam er darauf zurück. “Ich habe alles und mehr über Burnout gelesen. Da streiten sich die Gelehrten, ob das überhaupt eine Krankheit ist oder nicht. Das ist mir doch egal. Ich will, dass es mir wieder besser geht.”“^10
Der Fall, der hier von einem Psychiater beschrieben wird, bezieht sich auf einen Mann mittleren Alters, der in dem Bericht Herr Bauer genannt wird. Dieses Beispiel dient zum nahelegen des Umstands, dass nicht nur ein stressiger Job zu einem Burnout führen kann. Bei dem Mann in diesem Beispiel war es eine Mischung aus einer Arbeitsstelle, bei der er sich nicht ernstgenommen fühlte, einer möglicherweise scheiternden Ehe und dem Gefühl, dass sich das gute Verhältnis zu seinen Kindern ändern könnte. Durch all diese Aspekte begann der Patient an sich und seinem Leben zu zweifeln. Es muss also nicht immer das Gefühl sein alles perfekt meistern zu müssen, was einen krank macht. Herr Bauer schien kein Perfektionist zu sein, sondern eher jemand, dessen Alltag ihn nicht mehr zufrieden sondern unglücklich machte. Besonders interessant war an diesem Fall, dass es Herr Bauer selbst ganz egal war ob Burnout nun eine Krankheit ist oder nicht. Er selbst sagte, er wolle sich einfach besser fühlen. Für Krankenkassen und Ärzte wird es wohl immer eine Rolle spielen was genau Burnout nun eigentlich ist. Aber dieser Patient zeigt, dass es letztendlich vor allem darum gehen sollte, den Betroffenen zu helfen ihr Leben wieder alleine meistern zu können. Dazu erscheint die Unterscheidung zwischen einer Krankheit oder ob es überhaupt keine ist ziemlich unwichtig für die Leidenden und deren Angehörige.


10. Christian Angele: „Erfahrungsbericht eines Burnout Therapeuten“, Online im WWW unter URL: http://www.hilfe-bei-burnout.de/austausch/erfahrungsberichte/ [14.12.2014].